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Wie bringst Du Deine Ideale in Einklang mit der Wirklichkeit?

In einem Interview mit einer großen Tageszeitung anlässlich der Corona-Pandemie sagte der Schauspieler Jan-Josef Liefers im März 2020 „In einer Situation wie dieser frage ich mich: Wäre es nicht auch gut gewesen, Medizin zu studieren? Dann könnte ich irgendwo sinnvoll helfen“. Und da sind wir schon mitten drin in unserem Thema heute: Wie sinnvoll empfindest Du Dein berufliches Tun? Eine Überlegung, die sicher durch die aktuelle Krise zusätzlich Kraft erhält. Aber auch losgelöst von den gegenwärtigen Geschehnissen drängt sich der Sinn-Gedanke – anfangs eher vorbeihuschend, dann immer stärker in den Vordergrund rückend – oft gerade bei den Menschen in ihre Seele, die einen bisher recht raschen Erfolgsweg genommen haben.

Sinn durch den Einsatz für andere Menschen

Nun, der Schauspieler und Musiker Liefers hat genau den empfindlichen Punkt getroffen: Wer Medizin studiert, tut dies in der Regel, weil er anderen Menschen helfen will. Aber ist das (die aktuelle Krise mal ausgenommen) auch die berufliche Wirklichkeit? ….
Bleiben wir zunächst bei der Medizin und nennen wir ihn Paul: Paul hat sein Medizinstudium rasch und sehr erfolgreich durchgezogen, ist jetzt Facharzt an einem angesehenen Klinikum. Er müsste rundherum zufrieden sein, weil ihm von seinem Chefarzt bereits eine Graduierung zum Oberarzt in Aussicht gestellt wurde. Stattdessen spürt Paul zunehmend Bedrücktheit; seine ursprüngliche Motivation für das Medizinstudium, Menschen helfen zu wollen, findet er im fallzahlengetriebenen Wirtschaftlichkeitsdruck der Klinik nicht gespiegelt. Es werden nicht selten OPs gemacht, die nicht erforderlich gewesen wären, aber gut vergütet werden, zugleich werden Patienten bereits entlassen, wenn sie aus Pauls Sicht noch der stationären Hilfe bedürften.

Wenn Du herausfindest, wo Deine Ressourcen und Potentiale sind, wo Du Dich in Deinem beruflichen Tun besonders erfüllt fühlst – dann bist Du Deinem beruflichen Sinn dicht auf der Spur!

Nehmen wir ein zweites Beispiel aus einer anderen Branche; nennen wir sie Johanna. Auch sie hat bereits eine beeindruckende Karriere hingelegt, als Juristin. Glanzvolle Abschlüsse. Schon während ihres Referendariats erhielt sie ein Angebot einer renommierten Wirtschaftskanzlei und sagte natürlich voller Begeisterung zu. Auch bei Johanna ist ihr Erfolgsweg steil und ihre Mandate werden immer lukrativer bzw. rutschen in einen immer höheren Streit- und Sachwert. Bloß: was sind das für Mandate? Firmen, die Johanna noch zu Studentenzeiten hart kritisierte wegen ihres Geschäftsgebarens, sind jetzt ihre Klienten. Johanna muss Positionen verfechten, die gegen ihr moralisches Empfinden gehen. Sie sieht Recht und, die von ihr als so wertvoll empfundene, Gerechtigkeit zunehmend auseinanderklaffen. Was das der Sinn, den sie in ihrem Beruf gesucht hat?

Sinn finden in Träumen und Idealen?

Vielleicht kennst Du Menschen wie Paul und Johanna? Oder vielleicht erkennst Du sogar Dich selbst?
Nein, Du willst Deinen Beruf als solchen nicht wechseln, sei es, dass Du die medizinische Laufbahn oder die juristische eingeschlagen hast…oder eine ganz andere berufliche Richtung gegangen bist, etwa im künstlerischen Bereich. Auch hier ist die Anfechtbarkeit groß, etwas zu tun, was Dir zwar Geld, Ansehen, Statussymbole einbringt, aber in dem Du Dich ab einer bestimmten Entwicklungsstufe Deiner Karriere nicht mehr wiedererkennst. Du willst in dem Beruf bleiben, den Du Dir aus guten Gründen ausgewählt hast, vollkommen alternative Lebensszenarien wie etwa die eines Globetrotters sind Dir fremd, das ist nicht Dein Ding. Aber wo sind in Deinem Herzensberuf Deine Träume, Dein Idealismus geblieben?

Kleiner Selbstcheck zu Erfolg und Sinn

 

  • Was genau macht Dir in Deinem Beruf keine Freude mehr?
  • Was stört Dich aktuell am aller meisten?
  • Wann hast Du in deinem Beruf das letzte Mal etwas getan, was Dir richtig sinnvoll
    erschien? Und was hast Du da von Dir eingebracht?

Wenn Du so etwas erlebst, kann ein grundsätzliches Überdenken des Begriffs „Sinn“ sinnvoll sein. Das ist ein sehr weites Feld. Das reicht vom Sinn unseres Lebens – (das zu vertiefen, würde diesen Beitrag vollkommen sprengen) …über den Sinn, den Menschen sich durch Regeln schaffen, „wir machen das so, weil wir das sinnvoll finden“ – etwa bestimmte Hierarchien und Abläufe im Unternehmen – bis hin zum Sinn in unserem täglichen – beruflichen – Tuns. Und genau hier möchte ich im Rahmen dieses Beitrags, in diesem Dialog mit Dir, ansetzen.

Der Sinn in den ersten kleinen Schritten

Ist Sinn wirklich immer gleichbedeutend mit den großen Idealen, die wir in unserer Jugend und oft auch noch während Studium und Ausbildung lebhaft verfochten haben?! Ja, ich gebe zu, es kann Berufe geben, in denen das gleichbedeutend ist. Aber ich meine, es geht zuallererst um das Konkrete, Machbare. Was genau macht Dir keine Freude mehr? Sobald Du beginnst, das genau für Dich zu analysieren, werden sich Dir bereits viele Feinheiten erschließen. Manchmal können Lösungen auch schon in kleinen Änderungen liegen. Es kann sinnvoll sein, beispielsweise mit Kollegen, zu denen Du Vertrauen hast, zu sprechen: Sehen andere das, was Dich so stört, genauso? Ein Abgleich mit den Sichtweisen anderer Menschen ist immer und in jedem Fall sinnvoll! Vielleicht zeigen sich bereits durch solche Gespräche erste Lösungsszenarien.

Drei Tipps für einen klugen Umgang mit Erfolg und Sinn

 

  • Schreibe einmal alle Deine Gedanken, Zweifel und Einwände auf – und lass’ das auf Dich wirken. So schaffst Du eine hilfreiche Distanz zwischen Dir und Deinen Sorgen!
  • Sprich mit Menschen und Kollegen, zu denen Du Vertrauen hast! Über den Austausch können sich Lösungen auftun, an die Du zuvor überhaupt nicht gedacht hast!
  • Nutze die Perspektiven der Anderen für einen Abgleich, und spüre dann in Dich hinein und nimm’ wahr, was Deine innere Stimme dazu sagt. Wenn sich daraus ergibt, dass eine Änderung in Deinem Denken und Verhalten sinnvoll ist, dann probiere es aus!

Wenn Du erlebst, dass Kollegen sich mit ähnlichen Fragen wie Du beschäftigen, kann das eine Brücke bauen zu einem Gespräch mit Deiner Vorgesetzten. Lass‘ Dich hier nicht verunsichern durch die Furcht, weinerlich oder egoistisch zu erscheinen („Was wollen Sie denn! Sie verdienen gut!“). Eine Unzufriedenheit, die fortwährend unterdrückt wird, kann sich zu einem wahren seelischen Knoten auswachsen …und schlussendlich leidet darunter Deine Leistungsfähigkeit …und Deine Kraft, womöglich etwas zu ändern!

Von der Abwägung zwischen Verlust von Status und Sinn

Es kann sich auch zeigen, dass eine Änderung durchaus sehr einschneidend, aber eben erforderlich sein kann, um wieder Sinn in Deinem beruflichen Tun zu finden. Um bei den Ausgangsbeispielen zu bleiben, könnte Paul die Übernahme einer eigenen Praxis erwägen, in welcher der Kontakt zu den Patienten um vieles intensiver ist. Viele Hausärzte suchen verzweifelt nach Übernahmekandidaten. Johanna stünde möglicherweise eine eigene kleine Kanzlei offen, in der sie die Fälle vertritt, die ihr wirklich am Herzen liegen.
Und ja: Solche Schritte können mit einem möglichen Verlust von Status einhergehen. Damit aber sind wir dann wirklich bei der Lebensfrage angekommen, was Du für Dein Leben als Sinn-gebend empfindest, als sinnvolle und individuelle Deutung Deines ganz eigenen Erfolgswegs!

Copyright Beitragsbild genehmigt: iStock

 

 

 

 

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