
Vom klugen Umgang mit widerstreitenden Gefühlen!
Diese Unruhe, dieses Gefühl, immer noch nicht genug getan zu haben für das Projekt, das Luis schließlich den Erfolg bescheren soll, auf den er schon so intensiv hingearbeitet hat. Durchwoben von einem diffusen Angstgefühl, fast Panik: das wird nie was. Dann im nächsten Moment wieder ein Empfinden, richtig durchschimmert von Zuversicht, ich werde bald den Durchbruch erzielen. Ich habe alle Empfehlungen befolgt, ich habe alles richtig gemacht. Das Wechselbad seiner Gefühle zerreißt Luis fast. Wie viel soll er auf seine Stimmungen geben? Sind sie ein guter Ratgeber – oder führen sie ihn nur in die Irre?
Eine Welt voller Chancen und Möglichkeiten?
Wir leben in einer Welt der Empfehlungen, der Ratgeber, der auf uns einstürmenden Meinungen und vermeintlich heilsbringenden Botschaften: Du musst es nur so machen, dann wirst Du erfolgreich, dann wirst Du glücklich sein. Kaum verliert sich die eine Stimme im lauten Beglückungstheater, schon schwingt sich eine andere empor: Nein, genau andersherum musst Du es machen, um Deine Ziele zu erreichen, hör‘ auf mich, nicht auf die anderen! Das Internet mit seinen unzähligen Plattformen, seinen Beschallungen und Einflüsterungen verstärkt die Turbulenzen, die Verwirrung.
Ja, wir haben grundsätzlich die Wahl, wie wir unser Leben gestalten wollen. Wenn Du jetzt so um die 30 und darüber bist, oft noch auf der Suche nach den Lebensgestaltungen, die sich richtig und gut anfühlen, doch gleichzeitig schon voll in der Verantwortung für Dein eigenes Leben – dann gewinnen die vielen widerstreitenden Stimmen, „mach‘ es so, dann ist es richtig“, eine besondere Bedeutung. Dadurch kann ein Druck entstehen, dass daraus schon wieder eine neue Art der Unfreiheit erwächst.
Der geheimnisvolle Speicher unserer Intuition
Und hier kommen wieder die Gefühle ins Spiel. Mit rein vernunftorientierten Erörterungen, rein sachlichen Überlegungen sind wir vielschichtigen, eben nicht eindeutigen Situationen nicht gewachsen. Hier braucht es die Weisheit unserer Gefühle, vielleicht sollten wir auch sagen, unserer Intuition. Denn Gefühle sind keine wolkigen Gebilde, aus dem Nichts heraus entstanden, sondern Ausweis von Eindrücken und Erfahrungen in unserem Leben, die wir nicht alle bewusst verarbeiten können.
Es gibt eine Intelligenz der Gefühle! Eine Intelligenz, die Dein Unterbewusstsein, Deine Intuition, Dir zur Verfügung stellt, um Dich richtig zu leiten. Du kannst lernen, diese Signale bewusst wahrzunehmen und als wertvolle Wegweiser zu begreifen!
Rund elf Millionen Sinneseindrücke aus Sehen, Riechen, Hören, Fühlen, Schmeckern, prasseln pro Sekunde auf uns ein. Alle diese Eindrücke aktiv zu verarbeiten, damit wäre unser Gehirn vollkommen überfordert. Darum leitet es die vielen Signale in einen anderen „Speicher“ um, in das Unbewusste. Wenn wir dann in bestimmten Situationen etwas tun, von dem wir gar nicht wissen, warum wir es in diesem Moment tun – oder auch, warum wir spontan Angst, Vorsicht (lass‘ lieber die Finger davon), Zuneigung, Zuversicht empfinden, oder eines der vielen anderen Gefühle – dann hat unsere Intuition uns ein Signal aus dem riesigen Speicher unserer unbewussten Erinnerungen gesandt.
Säbelzahntiger oder nur der Wind in den Gräsern?
Solche Signale sind so alt wie die Menschheit. Der Schweizer Philosoph Rolf Dobelli hat es in einem seiner Essays über gedankliche Fehlleistungen so formuliert: Hörte unser Ur-Ur-Ur-Ahn ein merkwürdiges Rascheln im Gebüsch, setzte er sich nicht auf den nächsten Baumstamm, um zu philosophieren, ob da nun nur der Wind durch die Gräser pustete oder sich vielleicht ein anderer Urahn näherte; er nahm die Beine Hand und spurtete los, um dem realen, sprungbereit-hungrigen, oder vielleicht auch bloß befürchteten, Säbelzahntiger zu entkommen. Egal, seine Angst war in diesem Moment ein überlebenswichtiges Signal.
Kurzer Selbst-Check
Hier ein kleiner Selbst-Check, wie gut Du mit Deinen unterbewussten Gefühlen und Signalen, mit Deiner Intuition, vertraut bist:
- Empfindest Du schwierige Situationen eher als Bedrohung (wie komme ich da wieder raus?) oder eher als Chance, an dieser Herausforderung zu wachsen?
- Neigst Du eher zu rationalen Pro & Contra Listen oder verlässt Du Dich lieber auf Deine „innere Stimme“?
- Wann bzw. in welchen Situationen hat sich Deine Intuition als kluger Ratgeber erwiesen?
Gefühlssignale teilen wir Menschen uns mit den anderen Lebewesen auf unserem Planeten, die nahende Gefahren oft schneller wittern als wir. Aus diesem Grund verwandter Gefühle galt noch zu Zeiten des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) das Verständnis, Gefühle seien etwas Tierisches, Unreifes, dem menschlichen Verstande nicht Angemessenes: „Das Tierische besteht darin, im Gefühl stehenzubleiben“
Im Dialog zwischen Gefühl und Vernunft: Intuition klug nutzen
Wir wissen heute: Gefühle haben ihre eigene Weisheit, sie können uns ein wichtiger Hinweisgeber sein. Die Kunst ist hier, den feinen aber entscheidenden Unterschied zwischen dem Gefühl als Ratgeber zu ziehen (ich habe ein Gefühl) und unserer Überwältigung durch ein Gefühl (ich bin das Gefühl): Angst und Panik sind ein anschauliches Beispiel: Angst signalisiert uns, dass etwas nicht stimmt; es ist klug, darauf zu hören. Geraten wir in Panik, sind wir die Angst selbst, wir sind zu gelähmt, um eine sinnvolle Entscheidung zu treffen. Auch umgekehrt wird ein Schuh daraus. Freude über etwas macht unsere Seele hell. Überschreiten wir die Schwelle zur Euphorie, ist rasch die Gefahr gegeben, Dinge verzerrt zu sein, wir haben keine Distanz mehr zu unserem Gefühl.
Drei Tipps für einen klugen Umgang mit Gefühlswirrwarr
- Du bist Dir nicht sicher; soll ich den Job annehmen oder nicht. Die eine Stimme sagt Dir, das ist eine große Chance, die andere: ich habe Angst davor. Liste nochmal sämtliche Pros & Cons auf, lehn‘ Dich zurück und spür‘ in Dich hinein. Was sagt Dir Dein Gefühl, unabhängig davon, welche Liste mehr Häkchen hat. Stell Dir die Frage: Was spricht dagegen, mich auf dieses Gefühl zu verlassen? Dann lies‘ Deine Ausarbeitung nochmals durch und wenn es sich weiter „ ungut“ anfühlt, dann lass‘ die Finger davon und vertraue auf Deine Intuition.
- Eben noch hängt der Himmel voller Geigen, in der nächsten Sekunde bist Du zu Tode betrübt; Du weißt selbst nicht, was mit Dir los ist. Jedes Gefühl ist eine Botschaft aus Deinem Inneren. Lass‘ es zu, spür‘ ihm nach, ohne es zu bewerten. Es ist ganz o.k. manchmal verwirrt zu sein.
- Du erlebst eine schwierige Situation, gehst nicht konform mit Entscheidungen, die getroffen wurden, aber kannst diese Entscheidungen auch nicht ändern. Negative Gefühle drücken Deine Stimmung und fördern vielleicht auch Dein Unverständnis und Deine Wut. Jetzt ist es wichtig, wieder „Boden unter den Füßen“ zu gewinnen. Fokussiere Dich auf Dinge, die in Deinem Leben gut gelaufen sind und lass‘ Sie vor Deinem inneren Auge vorbeiziehen. Atme tief ein und aus und schau Dir Deine inneren positiven Bilder an.
Zurück zu Luis – und damit zu Dir: Kennst Du solche Wechselbäder der Gefühle? Weißt Du nicht, wie Du ein Gefühl einordnen sollst, was es Dir für Botschaft senden will? Hier kommt die Lebenskunst ins Spiel, Deine manchmal launischen Gefühle ernst zu nehmen und zugleich, etwa in einem Coaching, der Ursache dieser Empfindungen auf den Grund zu gehen. Wenn wir Gefühl und Vernunft nicht als Gegner begreifen, sondern uns selbst zuliebe die beiden in den Dialog finden lassen. Dann haben wir, dann hast Du die besten Chancen, den für Dich passenden Weg zu finden!
Copyright genehmigt: canstockphoto32001262-scaled.jpg

Gratis Erst-Gespräch
Gemeinsam schauen wir uns an, wo Du gerade stehst und wo Du gerne hin möchtest.